Die heimischen Bäuerinnen und Bauern engagieren sich über ihre betrieblichen Aufgaben hinaus auch zunehmend in der Kommunikation mit der Gesellschaft. Allmählich schwindendes Wissen über die bäuerliche Arbeit und mangelnde bis fehlerhafte Vermittlung in Unterrichtsmaterialien, wie ein Schulbuch-Check im vergangenen Jahr gezeigt hat, machen den verstärkten Dialog mit der Gesellschaft notwendig. Dieser ist vielfältig und reicht vom direkten Gespräch mit Konsument:innen über Workshops in Schulen bis hin zu Postings in Sozialen Medien. Insbesondere die Bäuerinnen werden von den Konsument:innen als „Stimme der Landwirtschaft“ für ihre authentische Wissensvermittlung sehr geschätzt.
Seminarbäuerinnen geben Wissen weiter
Seminarbäuerinnen sind pädagogisch geschulte Bäuerinnen, die schon seit längerem mit ihrem Wissen in die Schulen kommen und dabei die Landwirtschaft mitbringen. Sie gestalten spannende Unterrichtsstunden und zeigen, wie Lebensmittel erzeugt werden, was sie so wertvoll macht und wie man Lebensmittelverschwendung vermeidet. Sie vermitteln Kindern und Jugendlichen auf spannende Weise Wissen über die Landwirtschaft und unser Essen. Mit abwechslungsreichen Themen geben sie faszinierende Einblicke in die Produktion, Verarbeitung und Qualitätssicherung unserer regionalen Lebensmittel. Denn wer kann authentischer über die Landwirtschaft berichten, als jene, die diesen Beruf 365 Tage im Jahr ausüben und leben? Aktuell sind österreichweit 301 Seminarbäuerinnen im Einsatz, um ihr Wissen weiterzugeben. Nun haben sie einen neuen Workshop konzipiert und entwickelt. Mit ihrem Projekt
„Mein Bauernhof in Österreich“
ist ihre Angebotspalette für Volksschulkinder um eine Facette reicher geworden.
Die Programme der Seminarbäuerinnen sind gut nachgefragt und werden gerne gebucht. „Dennoch wird es immer schwieriger, Kinder – besonders im städtischen Raum – mit unserer Arbeit zu erreichen“, erklärt Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger. Denn obwohl EU-kofinanziert, wird es für die Schulen finanziell immer schwieriger, Programme wie „Schule am Bauernhof“ oder Workshops mit Seminarbäuerinnen, umzusetzen.
Workshop mit starkem Regionalbezug
Der neue Workshop vermittelt Volksschulkindern den Wert der heimischen Landwirtschaft ganz allgemein und sensibilisiert zum bewussten Einkauf von regionalen und saisonalen Lebensmitteln. Dabei erarbeiten die Kinder, warum in manchen Teilen Österreichs Kühe auf den Wiesen grasen und es anderswo auf den Bauernhöfen keine Rinder, dafür aber Gemüse- und Ackerbau gibt. Dabei erfahren die Kinder, was unsere Landschaft mit dem Angebot an regionalen Lebensmitteln zu tun hat, also welchen Einfluss die geografischen Voraussetzungen auf die regionale Landwirtschaft haben, welche Pflanzen kultiviert werden und welche Tierarten sich in einer bestimmten Region besonders wohlfühlen. Die Kinder erkennen den Zusammenhang zwischen der vorgegebenen Natur und regionalen Produkten, die in ihrer Heimat angeboten werden. Sie lernen, wie heimische Lebensmittel gekennzeichnet werden und warum der Griff zu regionalen Produkten für die gesamte Gesellschaft wichtig ist.
Im praktischen Teil liegt der Fokus auf der bewussten Verkostung. Es wird ein typisches Lebensmittel der Region in den Mittelpunkt gestellt. Gemeinsam mit der Seminarbäuerin wird es zu einem einfachen Gericht verarbeitet und dann mit allen Sinnen verkostet.
Dabei ist es wichtig, dass die Kinder durch das methodisch abwechslungsreiche und bunte Programm die vermittelten Inhalte gut verstehen und im praktischen Teil selbst Hand anlegen können. Alles in allem ein spannender und lehrreicher und dabei sehr individueller Workshop für Volksschüler:innen.
Das neue Projekt ist ein standardisiertes Bildungsangebot, das in allen neun Bundesländern umgesetzt werden kann. Aktuell wird es von 112 Seminarbäuerinnen in ganz Österreich angeboten. Erste Einsätze in den Volksschulen wurden bereits mit großem Erfolg und positivem Feedback abgehalten.